Wieder zurück zur Intuition

SonntagsBlog „Wieder zurück zur Intuition“, 17. März 2024

Liebe ZenhoflerInnen,

die Familienmesse in der Domaine Sonnefeld ist vorbei. Der Zenhof Rödental e.V. war mit der Vision der Meditation von Schwangeren und Müttern mit Säuglingen dabei.

Die Erfahrungen waren umfangreich und lagen in der Beobachtung. Meditation ganz nah im Betrachten des Anderen, dem Entdecken von Welten und dem Zugang zu sich selbst über dieses Andere mit den darin sich öffnenden Chancen.

Je weniger es gibt, je mehr ist da.

Je mehr da ist, je weniger gibt es.

Das Verlernen der Intuition zu folgen

Dies ist mein Resümee dieses Tages. In der Wochenzeitschrift Zeit vom 7. März 2024 las ich heute einen Artikel über die jungen Familien, Mütter und Väter. Und sofort fiel mein Auge auf den Satz: „Im Großen und Ganzen machen Eltern heute einen super Job. Sie denken darüber nach, wie sie selbst erzogen wurden, was sie von ihren Eltern übernehmen und was sie anders machen wollen. Sie informieren sich: Welcher Erziehungsstil ist der überzeugendste? Welche Krippe ist die beste? Doch manchmal verlernen sie darüber, ihrer Intuition zu folgen.“

Da ist es. Es gibt Sicherheitstrainings für Eltern im Klinikum. Es gibt Sicherheitsvorschriften im Kindergarten und…. Ich erzählte Lukas, der uns tatkräftig während der Messe unterstützte, dass ich als Einjährige einmal in einen kleinen runden Brunnen kopfüber gefallen bin. Als meine Mutter mich fand und an den Füßen herauszog, war ich blau angelaufen und atmete kaum. Was tat sie intuitiv? Sie hielt mich weiter an den Füßen hoch und klopfte auf meinen Rücken, bis das Wasser aus meinen Lungen herauskam. Gerettet.

Gerettet auf eine andere Art?

Sie hatte kein Sicherheitstraining besucht, sondern das Wissen von Jahrtausenden im menschlichen (fraulich mütterlichen) Körper intuitiv angewendet und vor allem hat sie vertraut. Sie hat nicht darüber nachgedacht, wen muss ich jetzt anrufen, denn es gab kein Telefon im Haus. Sie hat nicht darüber nachgelesen im Internet, was sie jetzt tun muss, denn es gab kein Internet.

Der weise Meister Huang-Po

Sie vertraute der Weisheit, die schon immer in uns ist. Doch wie sagt der weise alte Meister Huang Po: „Das allen Erscheinungen zugrundeliegende Wesen ist euch ganz nah, aber ihr seht nicht einmal das.“

Ja, und schon landen wir bei Zazen. Die alltagstaugliche Praxis, die gerade heute Müttern, Vätern, Omas, Opas zur Seite stehen könnte, denn sie macht das Unsichtbare sichtbare und führt das verlorene oder vergessene intuitive Wissen wieder zurück in unsere Herzen, in unser Vertrauen, in unser Handeln.

von Stefanie Manshardt

Wenn ich mir heute etwas wünschen darf, dann wünsche ich mir dieses Wachsen in das alte intuitive Wissen der Menschheit, das bereits alles kennt und um das wir uns nicht sorgen müssen oder suchen müssten. Es ist immer bereits da. Einzig ein jeder und eine jede von uns kann nur allein wieder zurück dorthin, denn niemand kann einem Vertrauen geben, niemand kann intuitiv für uns handeln. Das kann ein jeder, eine jede nur für sich allein.

Lass dir von niemandem deine Größe nehmen.

Ich wünsche mir das Wachsen des Vertrauens in die eigenen Stärken, das eigene Denken, das eigene Tun und das eigene Vorwärtsschreiten, egal, wohin es geht. Der grönländische Schamane Angaangaq sagte: „Lass dir von niemanden deine eigene Größe nehmen.“

Angaangaq

Vertraue!

Also fangen wir an. Vertrauen unserem ureigensten Wissen, indem wir ihm erlauben, dass wir es sehen. So kann es zu uns gelangen. Die Praxis des Zazen ist alt und weise, ihr zu vertrauen, ist mutig sein. Und wie steht es weiter im Zeitartikel zur Familie: „Zumutungen führen auch dazu, dass ein Kind Mut entwickelt.“

Also muten wir uns ein Oster-Sesshin zu. Also muten wir uns Zazen zu. Also muten wir uns Vertrauen in das Eigene zu, denn Zumutungen entwickeln Mut. Und dann sind wir wie Huang-Po schreibt ein Teil der Wenigen, die die intuitive Erkenntnis des Weges erlangen und vielleicht können wir einmal aus den Wenigen die Vielen machen. Gemeinsam. Danke.

Rohatsu-Sesshin

„Die Substanz des Absoluten gleicht im Inneren Holz oder Stein, da sie nämlich unbewegt ist. Äußerlich gleicht sie der Leere, da sie ohne Grenzen und Hemmungen ist. Sie ist weder objektiv noch subjektiv, hat keinen bestimmten Ort, ist ohne Form und kann nicht verschwinden.

Wen es zu ihr hinzieht, der wagt nicht, in sie einzugehen, da er Angst hat, in die Leere hinabgeschleudert zu werden, ohne sich an etwas klammern zu können oder vorm Fallen bewahrt zu werden. So starren sie auf den Abgrund und ziehen sich zurück. Dies bezieht sich auf alle, die solches Ziel durch Überlegung zu erreichen suchen. Es sind die Vielen, während nur wenige die intuitive Erkenntnis des Weges erlangen. (Blofeld und Xiyun 1997, S. 45)

Eine gute Woche uns allen.

Gassho Ellen Daoren

Literaturverzeichnis

Blofeld, John; Xiyun (Hg.) (1997): Der Geist des Zen. Der klassische Text eines der größten Zen-Meister aus dem China des neunten Jahrhunderts. Huang-Po. Völlig überarb. und in wesentlichen Teilen neu übers. Neuausg. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verl (Fischer Spirit, 13256).

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