Das Blühen beginnt

SonntagsBlog „Das Blühen beginnt“, 03.03.2024

Liebe ZenhoflerInnen,

der Frühling ist da, auch wenn rein sonnenstandmäßig bei uns noch bis zum 21.März Winter ist. Doch auch die Erde und der Himmel passen sich den Gegebenheiten an.

Ich wünsche uns allen ein buntes Blühen der schönsten Blüten in uns selbst. Sehen wir sie auch?

In dieser Woche wird Ingeburg, eine Zenhoflerin 80 Jahre alt. Sie ist für den Verein ein großes Vorbild. Pünktlich montags abends sitzt sie im Zendo auf dem Bänkchen und meditiert mit uns allen. Auch in ihrem Alter schaut sie nach der Ordnung im Inneren und hält die Räume sauber und frei von Unrat. Herzlichen Dank, liebe Ingeburg für dein uns lehren leise und freundlich und verlässlich.

Und auch vor einem Setsu-Stäbchen machen, macht sie sich nicht bange, wo sie Oryoki so gar nicht mag!

Kann man Zazen lieben lernen?

Ja, und noch etwas ist mir zu Beginn der neuen Woche begegnet und dies hinterließ in mir eine Frage: Was kann ich tun, damit Menschen die Meditation Zazen lieben lernen, es als wertvollen Bestandteil eines langen friedlichen Lebens sehen?

Unser Alltag ist geprägt von Bewegung. Sport ist wichtig, erzählt uns die Sportindustrie. Schlafen und gesunde Ernährung spielt eine Rolle für die anhaltende Gesundheit erzählt uns die Nahrungsmittelindustrie. Bei Krankheit antwortet uns die Pharmaindustrie. Für Spielen und Freizeit finden wir Trost in der Freizeitindustrie. Und die Erholung holen wir uns in Urlaubparadiesen und Wellnessoasen. Für alles ist gesorgt. Für alles gibt es ein Mittel. Der Tag ist gefüllt mit Terminen, die diese Welt abdecken. Und abends fallen wir ins Bett, müde, irgendwie leer und ausgelaugt, überspannt, abgearbeitet und irgendwie unzufrieden trotz des neuen E-Autos in der Garage, des Gesundheitprogramms, der stimmenden Organisation in Arbeit, Familie – Kinder und pflegende Angehörige versorgt -, fühlen uns fremdbestimmt.

Vor vielen Jahren steckte ich selbst in so einer Welt. Bis es zum großen Knall kam und ich gar nichts mehr konnte, nicht einmal mehr einen Telefonhörer in die Hand nehmen, um jemanden anzurufen. Von da an, ging ich langsam aber sicher den Weg zu mir selbst. Dabei begegnete mir schnell der Zen, obwohl ich bereits Yoga seit Jahren machte, Qigong intensiv praktiziert hatte, Muskelentspannung nach Jacobsen und Autogenes Training erlernt hatte und auch das Sporthaus nicht gefehlt hatte mit regelmäßigen Saunagängen, die mich eher krank machten als gesund.

Zazen veränderte mich und mein Leben – wohin?

Doch durch die Begegnung mit Zazen änderte sich etwas massiv in meinem Leben. Ich fühlte da war etwas ganz Anderes, etwas das nicht irgendetwas von mir wollte, sondern das mich lehrte, was ich wirklich bin. Es lehrte mich endlich einmal ruhig sitzen zu bleiben, ohne etwas zu wollen, zu tun, sondern hingucken zu lernen, was jetzt wirklich da ist.

Und merkwürdigerweise ist dies das Atmen. Dieser Atem ist dann ganz da und wenn ich ihm vertraue, zeigt er mir meine Welt, die im Sinne des buddhistischen Gedankens der Ungetrenntheit die ganze Welt bereits ist.

Ich kam in die Bewegung zu mir selbst, wie hier auf meinem 50-sten Geburtstag.

Und so frage ich mich, wie es kommt, dass wir allem Raum gewähren, aber den Raum für unseren eigenen Geist, unserer eigenen Seele nicht berühren wollen, wo doch genau diese das sind, was alles bewegt?

In dem tollen Buch von Lynn McTaggert, einer Wissenschaftsjournalistin las ich jetzt wieder über Wasser. „Wassermoleküle spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, ungeordnete Energien in kohärente(zusammenpassende) Photonen (Elementarkörperchen, die sich in Lichtgeschwindigkeit bewegen) zu verwandeln.“

Empfehlenswert.

Jede Bewegung unseres Körpers erzeugt eine Welle in unserem Körper, der bis zu 75-80% aus Wasser, ja, tatsächlich chemisch H^2O besteht, also Teilchen.

Jede Bewegung unseres Körpers stößt dieses ganze Wasser an. Und wir müssen immer wieder für Ordnung und Ruhe sorgen, wie der Teich, in den der Stein fällt. Je mehr wir uns also die Ruhe und das Sitzen nicht gönnen, je mehr Unruhe entsteht innerlich in unserem Wasser-Körper, die wir ausgleichen müssen. Diese Unruhe kann nach Jahren zu Herzinfarkten, Krebs und anderen Erkrankungen führen, auch die Psyche anfällig gegen Belastung machen, denn der Körper muss ja schon so viel arbeiten.

Wie schwer ist es, derartige Wellen in den Auslauf und Ausgleich zu bringen?

Uns so bleibt in mir die Frage: Was hindert den Menschen daran, einfach einmal die Woche 40 Minuten ruhig sitzen zu bleiben, um sich einfach zuzuschauen, wie der Körper, der Geist und die Seele zu einem ruhigen Körper, zu einem ruhigen Geist und zu einer zufriedenen Seele zurückkehrt?

Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.

Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist, sagte schon Paracelsus. Ist die oben beschriebene Dosis unseres „normalen Alltags“ noch eine Dosis ohne Gift? Und sollte diese Dosis zu groß sein, was hindert uns daran, die Dosis selbst zu regulieren und ihr mit Zazen zu Leibe zu rücken?

Einer Übung, die es sonst nirgendwo in so einer klaren, einfachen und wirkungsvollen Form gibt. Das Einzige, was wir tun, ist ihr zu vertrauen, dass genau dies zur richtigen Dosis führt und sie beibehält.

Diese Erfahrung wünsche ich uns allen und ich freue mich einen jeden von Euch wiederzusehen und gemeinsam mit Euch, die richtige Dosis zu entdecken. Danke für Euer Vertrauen.

Herzlich und mit tiefem Gassho

Ellen Daoren

2 Kommentare

  1. herzlichen Dank für diesen tollen Beitrag.
    Ich hoffe es bewegt viele Menschen und schafft mehr Reichweite.
    Es ist ein wahres Geschenk für uns alle.
    Danke

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