Liebe ZenhoflerInnen,
es ist kaum zu glauben, die Sonne scheint und Wärme entfaltet sich. Danke.
Manfred und ich sind von der Alz am Chiemsee zurück. Ein 18 km langer Fluss, der zu den ursprünglichsten Flussläufen in ganz Bayern gehört. Wir können dies bestätigen. Wir lernten ihn in vielen Facetten kennen und sein Duft und Geschmack lehrte uns.
Dieser ruhig dahinfließende Fluss, der trotz Hochwasser, seine Ruhe behielt, strahlte eine einfache klare Freude aus. Einfach nur bei ihm zu sitzen, löste ein feines Lächeln in den Mundwinkeln aus und eine tiefe einfache Freude durchzog das Herz. Ein wunderbarer Fluss.
Wie gelingt es uns Freude in unserem Herzen wachsen zu lassen? Wie gelingt es uns diesen ruhigen Fluss in uns zum Leuchten zu bringen, wenn rundherum der Sturmwind fegt? Was können wir üben? Was können wir tun? Was führt uns zu dieser einfachen klaren tiefen Freude, die trotz aller Widernisse das feine Lächeln bewahrt?
Während wir Zazen sitzen, zählen wir Atemzüge und schauen zu, was sich auf unserem Körper-und Geistfeld bewegt. Wir bewerten nicht. Wir mischen uns nicht ein. Wir lassen es geschehen, wie es ist. Wir sitzen und zählen. Wir beobachten und bemerken. Wir unterlassen es unser Feld mit unseren Gedanken, mit unseren Meinungen und Vorstellungen zu belegen. Manchmal gelingt es uns. Manchmal sehen wir die Gedanken und Vorstellungen so deutlich, dass wir am liebsten weglaufen wollen. Doch all das sind wir selbst. Niemand anderes sitzt auf diesem Kissen. Nur wir selbst.
Wir sind bereits dieser Fluss, der in aller Ruhe dahinfließt. Wir brauchen ihn nicht zu suchen oder kennen zu lernen. Das Einzige, was wir wirklich tun, ist uns nicht einzumischen. Wir geben nicht vor, was richtig oder falsch ist. Wir stellen nicht fest, dies ist gut und dies ist schlecht. Und tun wir es dennoch, so bedanken wir uns für diesen momenthaften Ausdruck unseres eigenen Ich und lassen es gehen. Nicht irgendwie gehen, sondern in Frieden mit ihm. In diesem Frieden ist die stille einfache klare Freude bewahrt. Gelingt es uns, dass wir wirklich alles vergessen (daher weise ich zu Beginn immer auf das Vergessen hin), einschließlich unseres ganzen Ausdrucks und Eindrucks sehen wir diese klare einfache Freude. Sie legt sich um uns. Sie schmiegt sich an uns, ohne dass etwas zwischen sie und uns liegt. Sie freut sich an sich selbst. Und tauchen wir zurück in unseren Ausdruck und Eindruck, so bleibt diese kleine stille klare Freude in uns zurück, die wir nicht erklären können, aber genau wissen, dass wir sie gespürt, gesehen, gerochen, geschmeckt, gehört und gefühlt haben. Sie war ganz da.
Und wenn nun der Strom die Stromschnellen durchquert und wir meinen, wir hätten die Freude verloren, dann brauchen wir nur zurückzukehren zu diesem Augenblick, in dem Zazen uns diesen Frieden vor die Nase gehalten hat.
Mit dem Aufrecht-halten dieser friedlichen Freude, die einem freudigen Kind gleicht, bewahren wir uns selbst und die ganze Welt vor dem Verlust des Vertrauens. Wir schenken damit der Welt immer wieder neu dieses Vertrauen zurück. Nicht nur uns selbst. Und das Lächeln, das dann unser Gesicht verschönert, sehen nicht nur die Menschen, sondern auch die Pflanzen, die Tiere, die Erde, der Mond und die Sonne.
Das ist eine zu würdigende Perspektive des Zazen. Sie lehrt uns das Vertrauen zu bewahren in die einfach klare stille Freude.
Einen schönen sonnigen Tag, ein gutes Ankommen in der neuen Woche und nehmt sie mit die einfach stille Freude, die Moment für Moment um die Ecke kommt, wenn wir es zulassen und uns erlauben einfach ganz still zu sein, ohne Wollen. Uns dem Fluss anvertrauen, der uns manchmal am steinigen Ufer absetzt, uns dort wieder abholt und mit uns weiter auf die Reise geht, die wir alle Leben nennen. Danke für dieses Leben.
Herzlich und mit tiefem Gassho
Ellen Daoren
Ein tiefes DANKE für diese – Deine Worte liebe Ellen!
Wie wunder-voll.
DANKE !!!!
Gassho
Marco 🙏