„Geburt-stag

Sonntags-Blog „Geburt-stag“, 14. August 2022

Liebe ZenhoflerInnen,

die Sonntage fliegen vorüber. Einer schöner als der Andere. Richtiger Sommer. Sonnenschein. Wärme. Die Natur ächzt unter der Trockenheit, aber leichte Winde wehen über die Felder, erleichtern uns deren Härte.

Sommer

Antonio Vivaldi fängt in seiner Musik der vier Jahreszeiten den Sommer ein. Er beschreibt in seiner Musik die Schwere der Hitze, die aufkommenden Stürme mit Gewitter und den einsetzenden erlösenden Regen und den Neubeginn. Hört einmal rein.

Im Monat August haben bemerkenswerter Weise viele ZenhoflerInnen Geburtstag. Geboren werden, heißt in das sichtbare Leben eintreten, heißt atmen zu lernen, heißt für Nahrung sorgen zu müssen, heißt das große Bemerken von Abhängigkeiten. Wir sind nicht mehr im Mutterleib, der uns alles unaufgefordert zur Verfügung stellte, der einfach uns immer schützend umgab, der für uns atmete, der uns barg.

Mit der Geburt beginnt unsere Eigenständigkeit, beginnt unser eigenstes Leben, ganz und gar. Egal wie abhängig wir als Kind noch sind, mit dem ersten Atemzug beginnen wir unser eigenstes Leben zu leben. Manchmal entscheiden sich Kinder diesen Schritt nicht zu tun. Sie sterben im Mutterleib oder entscheiden sich sogar gar nicht zu wachsen und gehen schon ganz früh den Weg als Fehlgeburt zurück in die eine Welt. Dieses neue wachsende Leben entscheidet sich von Anbeginn für sein Erscheinen oder nicht.

In unserer Meditation ist das auch so. Jeder Atemzug entscheidet sich für sich zu erscheinen oder nicht. Jeder Atemzug ist so einzigartig wie er nur sein kann. Er ist so fein abgestimmt auf unsere jeweilige Situation und wir vertrauen uns ihm an. Wir sagen nicht: Mach das anders oder versuche es doch einmal so. Nein, wenn wir uns einmischen, dann unterbrechen wir seinen eigenen Lauf, der viel schneller als jeder Computer unsere jeweilige Situation berechnet. Der Atem begreift alles zu jeder Zeit, ganz egal wo und wie und was wir gerade sind. In der Meditation können wir dieses Begreifen, Ergreifen des Atems kennen lernen, uns mit ihm erneut vertraut machen. Ein Vertrauen, das wir oftmals im Laufe unseres Lebens verloren haben. Der Atem weiß um jedes in unserem Körper, denn er hat es mitgetragen, mitgestaltet, uns begleitet. Unaufgefordert war und ist er stets an unserer Seite.

Lernen den Atem zu fühlen. Lernen den Atem zu bedenken. Lernen ihm zu vertrauen.

Mit der Geburt beginnt dieser Prozess. Der Atem führt uns mitten hinein in das Leben und begleitet uns auch bis zum Ende. Er führt uns auch in das letzte Leben, denn er kennt es bereits, das, was wir vergaßen. Zur Erinnerung können wir in der Meditation jeden dieser Atemzüge bei seiner Geburt begleiten und bei seinem Sterben. Wir können lernen wie der Atem dies tut und diese Übung übernehmen für jede Situation, jede Begegnung, jedes Leiden. Wir können seine Geburt sehen lernen und wir können das Sterben sehen lernen. Jetzt beginnt es. Jetzt endet es. Wir lernen Sterben und Auferstehung Moment für Moment sehen. Eine Übung, die uns vor unbegründeten Ängsten beschützt. Ängsten, die in unserer Gesellschaft das Sterben und den Tod auf Inseln verfrachtet, die nur die betreten, die damit zu tun haben. Dazu gehören wir nicht. Doch das Sterben und das Leben, das Geboren-Sein und das Tot-Sein sind immer schon mittendrin. Egal, wie weit wir es aussortieren wollen, es ist immer an unserer Seite, denn es ist dieser Hinweis auf das Zusammengehörige.

Unser neues Zenhofmitglied Marcel zeigt uns das Zusammengehörige.

Atem und Musik von Marcel

Denn Beides zusammen erzählt uns von dem Einen, das wir schon immer sind, waren und sein werden.

Manfred und ich waren zu meinem Geburtstag in Erfurt. Ich hatte mir dies gewünscht, da ich noch nie in Erfurt war. Manfred machte zwei Tage daraus. Eine große Überraschung. Am zweiten Tag besuchten wir den großen EgaPark, das Gelände der Gartenschau. Dort gibt es das große Wüsten-und Regenwaldhaus Danakil.

Das Dorf Ahmedela am Rande des Assale-Salzsees. Von Marc Szeglat

Natürlich konnten wir Menschen dort viel über Lebewesen dieser Regionen lernen. Doch für mich bemerkenswert, war eine Computeranimation, die sich mit der Frage beschäftigte, wie viel Wasser wir wofür verwenden! In der Animation wurden die benötigten Trinkflaschen Wasser gezählt, die wir für verschiedene Dinge und ihre Herstellung benötigen. Ein Handy braucht in seiner Herstellung 1280 Liter Wasser. Das sind also 1280 Flaschen Wasser a ein Liter. Ein Computer braucht die dreifache Menge. Als ich dies so las und der Animation mit meinem Blick folgte, die nämlich diese 1280 Flaschen nebeneinander in Reihen aufführt und nicht enden wollte, bis endlich nach gefühlten fünf Minuten die Zahl 1280 erschien, wurde mir nochmals deutlich wie sehr wir alle mit allem verbunden sind. Da ist dieses Eine, das so unscheinbar daherkommt in 1280 Flaschen und doch die Größe des ganzen Universums umfasst.

Ein Viertel Liter Flaschen. 4 mal 1280 Flaschen für ein Handy!

In der Meditation können wir diesem Gefühl wieder näherkommen. Wir können ihm neu begegnen, denn unser Körper, unser Geist, unsere Seele ist von Anbeginn der Zeiten ungetrennt. Sie war noch nie einsam, sondern sie ist schon immer all-ein!

Ich freue mich darauf, weiter mit Euch das All-Ein zu entdecken. (MMV-Musik, Marcel Küpper)

Gassho

Ellen Daoren

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