SonntagsBlog „Mama: Atmen?“, 5. März 2023
Liebe ZenhoflerInnen,
jetzt ist er da, der März, der das Ende des Winters einläutet und den Frühling beginnen lässt. Sagen wir Danke dem Winter und Danke dem Frühling, das sie uns das schenken, was für uns alle gut ist, ohne dass sie fragen: Wozu?
Heute möchte ich von der zweijährigen Leah berichten, die ihre Mama fragt: Mama, atmen? Ihr wisst, wir haben ein Projekt angestoßen, meditieren mit Kind. Viktoria hat mit uns in der Schwangerschaft gesessen und wir haben mit der kleinen Leah im Zendo meditiert. Ihre ersten Krabbelfortschritte begleitet. Jetzt hat Viktoria neu begonnen, Zazen in das Abendritual aufzunehmen. Sie erklärte Leah, was sie tut und wie lange sie die Mama jetzt nicht stören darf beim Atmen.
Mama, atmen!
Jetzt war es soweit. Leah fragte auch tagsüber einmal: Mama, atmen? Was passiert hier? Wir wissen alle, dass Mama eine Art Koseform für Mutter ist. Übersetzen wir einmal. Mutter, atmen? Mutter atmen! Mütter atmen! Mutter atme!
Was macht den Unterschied zwischen: Mama, atmen? und Mama, atmen!
Setzen wir jetzt noch einfach einmal für Mutter, Mutter Erde, so steht dort: Mutter Erde, atmen? Was geschieht hier?
In dem Moment, wo ein kleines Wesen diese Frage stellt, kommt „atmen“ ins Sichtfeld. Es ist nicht mehr einfach nur so da, sondern es kommt in das sichtbar gemachte Feld. In diesem Augenblick kehrt etwas zurück auf die Erde, was scheinbar vergessen wird im Zeitalter der Computertechnik, dem Fortschritt und der Ökonomisierung des Lebens.
Es kommt wieder vorsichtig etwas von dem eigentlich wirklich lebendigen Leben wieder zurück in das „Bewusst-seins-feld“. Darüber freue mich riesig.
Das Fenster des Atmens öffnen!
Wenn wir Zazen üben, tun wir dies auch. Wir schauen uns das Atmen wieder an. Es ist nicht mehr einfach nur so da, sondern wir öffnen ein Fenster und heben das Atmen in unser Sichtfeld. Wir bleiben mit unserer ganzen Aufmerksamkeit, so lange wir eben können, bei, in und mit diesem Feld. Wir tauchen hinein und bemühen uns redlich keinen Atemzug zu versäumen, denn jeder ist so einzigartig wie unser Fingerabdruck.
Mit jedem Atemzug nähren wir Mutter Erde, geben ihr etwas von dem zurück, was sie ausmacht. Wenn wir einatmen, be-atmen wir eine Welt, die wie der grönländische Schamane Angaangaq jetzt sagte, über einen größeren Himmel verfügt, als den, den wir kennen. Es ist eine Welt, die unvorstellbar groß ist und wir be-atmen sie, schenken ihr den Atem. Wenn wir ausatmen, be-atmen wir wiederum eine Welt, die ebenfalls größer ist als jeder Himmel.
In beiden Richtungen des Atems be-atmen wir Welt. Daher sind beide Richtungen gleich wichtig. Beide Welten atmen mit uns, durch uns, in uns. Nichts trennt uns voneinander. Lediglich ein Geist meint uns trennen zu müssen. In unserer tiefen atmenden Verbundenheit haben wir alle unseren eigenen Ort, sagt das Sandokai. Jeder Atemzug ist so ein Ort, gleichzeitig verbunden und doch ganz individuell, ebenso wie jeder von uns.
Lasst uns daher gemeinsam mit der kleinen Leah immer wieder die Frage stellen: Mutter Erde atmen? und dann losgehen und es tun, denn nichts ist fruchtbarer als dies. Mama atmen! Jetzt! Hier! Ganz!
Ich freue mich darauf mit Euch die Welt, uns selbst und alle Wesen zu be-atmen, denn es ist so schön, es tun zu können, zu dürfen. Wir dürfen es als Lebendige erfahren. Welch ein großes Geschenk.
Wir hatten am Montag unsere Mitgliedervollversammlung. Alle MitgliederInnen des Vereins Zenhof Rödental e.V. sind Atmende und ohne unseren Atem kämen wir nicht zusammen. Daher ein herzliches großes DANKE an Euch an, dass Ihr dem Verein Euren Atem schenkt.
Ein Geschenk an Euch selbst und die ganze Welt. DANKE!
Der Lebensodem – wie schön 😌
Danke für dieses schöne Bild!
Gassho
Marco 🙏