Ist Meditieren intelligent?

SonntagsBlog „Ist Meditieren intelligent?“, 21. Januar 2024

Liebe ZenhoflerInnen,

ein wunderschöner sonniger Wintertag, ein wenig Schnee in unserer Region, der funkelnd im Meer der Sonnenstrahlen uns freudig stimmen lässt. Danke.

Ich bereite mich gerade für den Vortrag am Mittwoch zum Thema Intuition vor und dabei fiel mir ein Satz des Psychologen Gerd Gigerenzer in den Schoß.

„Intelligenz heißt Wetten und Risiken eingehen.“ (Gerd Gigerenzer, Buchentscheidungen, 2008,52)

Und schon war die Frage da: Ist Meditieren intelligent? Welche Wetten und Risiken gehen wir ein, wenn wir meditieren?

Eine Wette ist eine Abmachung, bei der eine Art Pfand, eine Art Sicherheit hinterlegt wird, so dass derjenige, der zum Beispiel schneller laufen kann, am Ende das Pfand als Belohnung erhält. Es wird also eine Art Versprechen gegeben.

Ein Risiko ist eine Gefahr, ein gewagtes Unternehmen. Es ist etwas, was wir freiwillig auf uns nehmen. Im Mittelalter stand das alte Wort resecum auch für „das vom Festland Abgeschnittene“.

Das Wort Intelligenz steht in einer seiner Urbedeutungen für „innewerden und geheimes Einverständnis“.

Was hat das mit Meditieren zu tun?

Meditieren als ein „sich versenken, ein Nachsinnen, ein etwas geistige Abmessendes“ intelligent?

Welche Art von Versprechen gebe ich ab, wenn ich meditiere? Von welchem Festland löse ich mich und werde zu einem Abgeschnittenen? Welches geheime Einverständnis spreche ich aus beim Meditieren? Was messe ich geistig ab?

Was messen wir ab? Was lassen wir zurück? Welches Versprechen gebe ich? Welches Pfand erwerbe ich? Genau hier bei dieser Form der Meditation in einem Ritual?

Viele Fragen? Viele Antworten?

Eigentlich Nein und Doch auch Ja. Wenn wir meditieren, geben wir intuitiv, ohne dass wir darüber nachdenken, tatsächlich ein Versprechen ab. Wir versprechen uns nämlich, jetzt, genau jetzt hier sitzen zu bleiben und uns nicht zu bewegen. Doch, was ist unsere Belohnung, unser Pfand, das wir bereitstellen für einen „Sieg“?

Ist unsere Belohnung, unser „Sieg“ dass wir etwas überwinden, dass wir die Oberhand behalten über etwas? Shunryu Suzuki Roshi sagt: Ihr seid der Boss. Lasst Euch nicht in die Irre führen. Ist dieser Boss, der sich nicht in die Irre führen lässt, das Pfand, die Belohnung?

Geben wir stillschweigend unser Einverständnis zu dieser nicht ohne Risiko daherkommenden Belohnung? Nehmen wir es hin, dass wir uns von unserem eigenen gebauten Festland abschneiden, neue Ländereien entdecken, auf dem offenen Meer treiben mit der Gefahr Hunger und Durstes zu sterben, weil wir ganz tief in uns drin wissen, dass uns nichts geschehen kann, denn wir sind ja schon immer Abgeschnittene durch unsere Geburt.

Wir sind immer schon Versprechende/Wettende, denn wir schreiten mit dem Geist abmessend eben intelligent durch unsere Welten? Ist Meditieren somit nichts anderes, als einer Form von Ur-Intelligenz näherkommen? Dem Versprechen des Lebens von uns an das Leben und umgekehrt? Die Belohnung, dass wir immer schon mit dieser Ur-Intelligenz verknüpft sind und um diese geheime, ganz still und schweigsame Erkenntnis wissen.

Ist Meditieren somit ein Erfahrungsraum, der uns zu unserer eigenen Intelligenz zurückführt?

Ich glaube, dass das so ist. Nach fast 20 Jahren Meditieren, denke, fühle, empfinde, höre, sehe, schmecke ich perspektivreicher, variantenreicher, freier und das ist mehr als einfach nur eine Belohnung. Ein Lohn für die Mühe, die Anstrengung, die so meine ich nicht größer sein kann.

Denn, was ist der größte Lohn im Leben eines Menschen? Ist es nicht die Größe des Lebens zu erfahren? Seine Schönheit? Sein Wirken? Seine Unbegrenztheit? Seine Offenheit? Seine Freiheit?

Ich wünsche uns allen die Entdeckung dieses großen Raumes als eine Intelligenz der Meditation.

Herzlich

und mit Gassho Ellen Daoren

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