Für Alle

Sonntags-Blog „Für alle“, 12. Februar 2022

Liebe ZenhoflerInnen,

ein wunderschöner Samstag hat uns heute mit viel Sonne und fast frühlingshaftem Erwachen gegrüßt. Unser gemeinsames Gebet von der Harmonie der Verschiedenheit und Gleichheit auf dem Bürgerplatz in Rödental ist dadurch wahrlich gelungen.

Über die Harmonie von Verschiedenheit und Gleichheit

Am Donnerstag war Zen und Theorie und vorab und am Schluss lasen wir ein kleines Sūtra:

„Mögen unsere Absichten gleichermaßen jedes Wesen und jeden Ort durchdringen“

Das hört sich so leicht an: Jedes Wesen und jeden Ort. Doch, was ist das eigentlich? Jedes Wesen? Jeder Ort?

Wenn wir allein nur unseren menschlichen Körper betrachten, so können wir nur in Verwunderung ausbrechen, da so viele Wesen in uns daheim sind. Bakterien, Viren, Pilze, unzählige Mikroben, die es unserem Darm erlauben, seine Arbeit zu tun. Die es ermöglichen, dass wir atmen. Denen es gelingt, dass wir einen Stoffwechsel haben, der uns ermöglicht, Sport zu betreiben, uns tatsächlich zu bewegen. Zellbestandteile wie Mitochondrien, die Energiezentralen unserer Zellen, wesenhaften Welten, kleinste Orte in unserem Körper.

Wie viel wissen wir darüber? Wer von uns hat seine eigene Drei-Dimensionalität schon erfahren?

Wenn wir unsere ganze Absicht im Zazen auf unseren Körper und Geist richten, wenn wir hinschauen, was sich bewegt, entdecken wir zu Beginn nur Orte, die wir zu kennen meinen. Wir fühlen unseren Atem, wie er im Oberkörper sich bewegt, wie er wechselt zum unteren Bauchbereich, wie er sich vielleicht im Rücken verteilt usw. Wir sehen unsere geistige Aktivität an uns vorbeiziehen, die Orte schaffen und auch an Wesen hängen, meistens sind es Menschen.

Wenn unsere Zazen-Praxis weiter voranschreitet, wir nicht mehr nur auf das Bekannte schauen, sondern den Blick öffnen für das Unbekannte, dann entstehen die Erfahrungen, die unseren Horizont erweitern, die unsere Konzentration vergrößert, die uns selbst zu mehr zu uns selbst führt.

Wir erfahren, dass auf einem Spaziergang plötzlich das Wesen „Grashalm“, der Ort „Garten“ auch bewegt oder still sein kann. Ist unser Geist klar, schaffen wir klare Räume. Ist unser Geist begrenzt, ist der Raum unseres Tuns begrenzt.

Eines der schwersten Dinge für den Menschen ist nicht Bekanntes sehen zu lernen. Die Zazen-Praxis öffnet den Blick für derartige Erfahrungen. Sie übt mit uns immer wieder neu, den Blick neu über unseren Körper und Geist zu schicken mit der Möglichkeit eines AHA-MOMENTS. Dies ist Glück. Dies ist Frieden. Dies ist Einfachheit des lebendigen Lebens.

Ein klare Struktur in einem klaren Raum.

Ich wünsche uns allen diese Absicht, jedes Wesen und jeden Ort zu durchdringen mit dieser Klarheit, mit dieser dankbaren Hinwendung zum Unbekannten, mit dem Vertrauen des sich selbst Trauens, dieses eigene Selbst erkennen zu lernen, ohne auf andere Maßstäbe zurückzugreifen. Das wirk-liche eigene Selbst erfahren, dass sich dann erweist als das Selbst eines jeden Wesens und jeden Ortes.

Einen herzlichen Gruß

und Gassho

Ellen

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