Der Geist des Buddha

SonntagsBlog „Der Geist des Buddha“, 29. Oktober 2023

Liebe ZenhoflerInnen,

der Winter kommt mit riesigen Schritten, denn der Herbst lässt die Blätter fallen und die Dunkelheit strömt früh in den Tag. Kerzen erhellen die Tage und Nächte. Regen füllt die Bäche und Flüsse. Laub bedeckt die Erde und Igel rollen sich zum Winterschlaf. Kälte fällt ins Land und wenn die Schneeflocken vom Himmel kommen, wissen wir jetzt ist der Winter angekommen.

Letztes Jahr im Emsland

Welcher Geist formuliert diese Worte, die ihr gerade lest? Welcher Geist liest die Worte, die ihr gerade lest? Welcher Geist lässt Euch die e-mail öffnen? Welcher Geist sitzt mit uns Zazen? Welcher Geist ist Geist und gibt es überhaupt etwas ohne Geist?

Der ausufernde Geist mit seinen vielfältigen Strömungen. Wie ist jede Verästelung zu sehen?

In unserem beginnenden Sūtra heißt die erste Zeile: Nun öffnen wir die Robe und den Geist des Buddha. Zur Robe erzählte ich bereits von den vielen Kleidern, die wir anlegen, wenn wir Zazen sitzen. Wir ziehen die GewohnheitsKleider aus und legen dieses neue andere Kleid an, dass einen Geist verändert. Doch wie geschieht das?

Mit allem zu sein

Shunryu Suzuki Roshi sagt: „Ihr glaubt euer Geist sei in eurem Kopf, aber wo ist er wirklich? Niemand weiß es. Also besteht eure Übung darin, mit allem zu sein.“ (Suzuki 2008, S. 170)

Sitzen wir Zazen bemühen wir uns, mit allem zu sein. Damit ist nicht in erster Linie gemeint, dass wir jetzt mit der Blume draußen vor der Tür sind oder mit dem Nachbarn neben uns, sondern dass wir zuerst einmal gucken, was ganz ganz nah bei uns selbst ist. „Mit allem zu sein“ fängt ja nicht da draußen an, sondern genau hier, wo wir stehen, sitzen, liegen, essen, trinken, reden, schlafen, arbeiten und vieles mehr. Stellen wir uns einmal vor, uns gelingt es, tatsächlich bei all diesem unseren Sein wirklich mit allem zu sein? Dem Atem. Dem Lungenbläschen. Der Nase. Dem Zwerchfell. Den Füßen. Dem Kopf. Der Leberzelle. Der Niere. Und…

Wir brauchen nicht weit hinausgehen und irgendetwas suchen, um mit allem zu sein, denn es ja bereits alles genau hier. Allein mit jedem Atemzug zu sein, der uns begrüßt, ist eine große Konzentration. Das wissen wir, die wir Übende sind. Allein mit jeder kleinsten Bewegung zu sein, die uns begrüßt, welche eine Herausforderung, diese überhaupt zu bemerken, geschweige denn mit ihr zu sein.

Der Geist des Buddha, der Geist mit allem zu sein

Was bedeutet es den Geist mit allem sein zu lassen? Diesen Geist, der der Geist des Buddha genannt wird? Den Geist des Buddha, den Geist mit allem zu sein, ist eine hohe Anforderung an den Geist, der diesen Geist des Buddha zwar kennt, aber immer wieder von ihm weg-gleitet, davonläuft, denn es gibt ja so viele andere Dinge zu tun, zu be-denken, zu be-handeln, zu sein.

Doch sollten wir genau hinschauen, denn der Geist mit dem wir über die Gestaltung des Geburtstages nachdenken, kann gleichzeitig der Geist des Buddha, der Geist sein, der mit allem ist.

Wasser, das mit uns allen schon immer ist. Ein Geist des Vorbildes für uns?

Wie? So wie im Zazen auch. Wir konzentrieren uns auf unser Tun, das jetzt und hier anwesend ist. Wir laufen nicht weg. Wir suchen nirgendwo herum. Wir sind genau hier, beim Essen, beim Denken, bei der Gartenarbeit, beim Kinder hüten oder Kuchen backen.

Der Geist des Buddha ist der Geist mit allem zu sein und das bedeutet, je konzentrierter wir im Zazen diesen Geist erfahren und kennen lernen umso mehr entdecken wir ihn in unserem Alltag, umso mehr hält er Einzug in unser Leben. Und somit kehrt, ohne dass wir uns überanstrengen müssten, langsam aber sicher diese Friedlichkeit in der Seele ein, in dem Geist mit allem zu sein.

Das wünsche ich uns allen.

Einen schönen Start in die Woche.

Gassho Ellen Daoren

DAI ZAI GE-DAP-PU-KŪ MU SŌ FU KU DEN Ē HI BU NYŌ-RAI KYŌ KŌ DO SHO SHU JŌ  Nun öffnen wir die Robe und den Geist des Buddha, Einen Bereich weit jenseits von Form und Leerheit, die Lehre des Tathāgata für das gesamte Sein.  

Literaturverzeichnis

Suzuki, Shunryu (2008): Seid wie reine Seide und scharfer Stahl. Das geistige Vermächtnis des großen Zen-Meisters. 3. Aufl., Taschenbucherstausg. Hg. v. Edward Espe Brown. München: Heyne ([Heyne-Bücher], 70036).

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