Sonntags-Blog „Das bringt mir Nichts!“, 1. Mai 2022
Liebe ZenhoflerInnen,
in unserem Garten freut sich der Buddha, der gerade von vielen Blüten umrahmt wird. Der Apfelbaum blüht. Die Tulpen sprießen aus dem Boden. Die Gänseblümchen bedecken den Rasen.
Der Löwenzahn schreit uns mit seinen gelben Blüten an. Übrigens kann man sie gut im Salat essen. Sie stehen für das bittere Element und bringen somit dem Körper einen guten Ausgleich für das Süße, das wir oftmals zu viel zu uns nehmen. Wer mag keinen Kuchen? Und Muttermilch ist auch süß. Wir wachsen immerhin damit.
So lässt sich oftmals sagen; Zucker essen, das bringt nichts. Löwenzahn essen das bringt nichts. Gänseblümchen essen, was soll das? Zur Meditation gehen, das bringt doch nichts.
Verändern wir jetzt einmal unseren Blickwinkel. Wer soll uns eigentlich etwas bringen? Wann bringen wir etwas? Gehört es heute noch in unser Lebensumfeld, Nachbarn etwas zu bringen oder sie anzusprechen, ob sie vielleicht ein Ei haben, weil wir selbst keines mehr im Kühlschrank haben? In meiner Kindheit kam so etwas immer wieder vor. Wem bringen wir etwas? Bringen wir unseren Kindern etwas? Was ist das? Ist das zu bewerten oder machen wir uns Gedanken darum? Was bringen uns Kinder? Was bringt uns der Regen? Was bringt uns die Itz, die durch Rödental fließt? Was bringt uns der verhangene Himmel? Was bringt uns Essen und Trinken? Was bringt uns Schlaf und Arbeit?
Erforschen wir dies einmal genauer, können wir erkennen, dass wir für alles etwas finden können, was es uns bringt. Linda, die kleine Tochter von Tanja, besuchte mich im Garten und wollte den kleinen Weg zwischen Zaun und Mauer laufen. Dafür musste sie über die Blumen, durch die Blumen klettern, sich vor den Spitzen des Zaunes abstützen und dann lief sie los.
Als sie wiederkam, strahlte sie, sie hatte Fichtenzapfen gefunden und sie sagte vor mir stehend: Ich liebe es etwas zu finden.
Tanja und ich hatten gerade vorher das Gespräch über Wörter, die wir verwenden. Wie wichtig es ist, darauf zu achten, welche Wörter wir wählen, denn sie sind Ausdruck unseres Geistes und setzen eine Zukunft mit, in dem Moment, wo sie uns entschlüpfen. Ja, und dann sagt die kleine Linda: Ich liebe es etwas zu finden.
Was tun wir, wenn wir überlegen, was uns etwas bringt. Wir finden auch etwas. Doch, lieben wir es auch?
Die Zazen-Praxis bringt uns tat-sächlich ein Nichts, wenn uns dieses „Ich liebe es etwas zu finden“ gelingt. Wir schauen mit unserem Herrn Nielson, der begegnete uns im Sesshin, auf der Schulter unserem Tun zu, sowohl körperlich, der Atem, als auch unserem Geist, unseren Gedanken auf der weißen Leinwand zusehend wie im Film. Wie viele bemerken wir? Wie viele Momente gelingen uns ganz im Atem zu sein? „Ich liebe es diese Momente zu finden.“ Ist das nicht ein Ansatz?
Wenn wir überlegen, welchen Einsatz bringen wir für die Meditation und welchen Einsatz bringt sie uns? Wir können wieder viele Dinge finden, aber eines können wir nicht einfach finden, das ist das reine Nichts, das jegliches kennt und umgreift. Dieses Finden-Wollen stellt sich ein, wenn wir aufgehört haben mit dem Suchen, wenn wir einfach nur noch lieben, ohne dass ein Ich diese verstellt, ohne dass ein Wollen diese verdeckt, ohne dass eine Vorstellung notwendig wäre. Die Zazen-Praxis bringt uns Nichts, wenn wir ganz leise sind, still werden, nur noch das Atmen, den Herzschlag sehend fühlen und dabei schließlich auch dies einfach vergessen, denn es ist immer schon bereits genau hier. Wir brauchen nicht einmal dies festhalten. Kehren wir dann in diese Welt des Greifens zurück, erkennen wir, dass das Bringen des Nichts ein großes Geschenk des inneren Friedens ist. Der Frieden, von dem das Herz-Sūtra spricht.
Ich wünsche uns allen diesen Frieden und freue mich mit Euch weiter zu üben, an dem Bringen des Geschenks des Nichts.
Gassho
Ellen
Eine so schöne Er-Klärung und Verdeutlichung dieses umgangssprachlichem „Das bringt mir doch Nichts“ !!!
Danke Dir sehr (o:
Gassho
Marco