Du bist immer zuhause

SonntagsBlog „Du bist immer zuhause“, 14. Juli 2024

Liebe ZenhoflerInnen,

vor meinem Fenster im Arbeitszimmer wehen die Blütenstängel der roten Rose im Sommerwind. Egal, wie schwer die Rosen an dem Stängel hängen, sie sind beweglich. Sie lassen sich vom Wind nach unten drücken und nach rechts und links schieben. In ihrer Aufgerichtetheit sind sie im Spiel mit dem Sommerwind vertieft. Sie sind zuhause.

Wann haben wir das Empfinden zuhause zu sein? Ist es ein Ort, wie der Wohnort, an dem wir leben? Ist es ein Mensch, zu dem wir immer wieder zurückkehren können? Ist es ein Wunsch, in den ich mich zurückziehe, wenn es mal nicht rund läuft? Was ist Dein Zuhause?

Die Geschichte von einem, der auszog, den Ochsen zu suchen, der schon immer zuhause war!

Wenn wir Zazen üben, dann sind unsere Gedanken oftmals unterwegs. Wir gehen überall spazieren. Wir gehen einkaufen. Denken über Gestaltungen von Geburtstagen, … nach. Rätseln über Beziehungen zu Arbeitskollegen und Mitmenschen nach. Wir sind unterwegs, obwohl wir doch stillsitzen, unbeweglich sind. Was passiert hier eigentlich? Wo ist da das Zuhause?

Bemerkenswerterweise können wir gerade in diesem bewegungslosen Sitzen von Zazen, nicht nur durch das Zählen unseren Geist beobachten lernen und ihn sanft und liebevoll wieder zurückführen zum Atem, sondern wir können genau bei diesem Tun unser wirkliches Zuhause entdecken. Das Zuhause, das schon immer da ist und uns tatsächlich als einziges niemals verlässt, denn es stirbt tatsächlich auch mit uns.

Jeder einzige Augenblick ist ein derartiges Zuhause ankommen. Wir sehen, wie wir den Augenblick verlassen, die Heimat zurücklassen und weggehen und wir sehen, wenn wir geübt sind, wie wir zurück in unser immer gegenwärtiges Haus treten und wieder zuhause sind. Das ist der Moment, wo wir fühlen, dass es so still ist, so ruhig, so einfach, so unberührt, so offen und frei. Dann sind wir wirklich zuhause. Und schauen wir hin, so können wir bemerken, dass wir es immer sein können, wenn wir es zulassen, wenn wir uns nicht einmischen, wenn wir dem Geschehen folgen wie der Rosenstängel im Sommerwind.

Blüten im Sommerwind

Und so wünsche ich uns allen jetzt eine wundervolle Zeit eines Rosenstängels mit der Freude an dem Spiel mit dem Sommerwind.

Herzlich

Eure Ellen Daoren

3 Kommentare

  1. Ja, das Zuhause. Die ewige Suche des Menschen, der in die Welt zieht, nur um am Ende zu erkennen, dass es doch schon immer da war, wo er aufbrach.
    Welch kostbare Momente, wenn wir in uns selbst ganz zuhause sind.
    Dieses Gefühl, rundum zufrieden und glücklich zu sein, nichts mehr zu wollen, ist unbeschreiblich.

    Danke
    Gassho
    Manfred

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