SonntagsBlog „Klangvielfalt“, 28. Juli 2024
Liebe ZenhoflerInnen,
unser Sommerfest bei der Künstlerin Uta Schwarz und ihren vielfältigen Räumen luden uns zu unserer eigenen Vielfalt ein. Mit guten Gesprächen im einfach beieinandersitzen, einem Gang durch die in Regen getauchte Natur und einem musikalischen Endpunkt, umrandet von Leckereien in der Küche von uns allen, war es einfach ein gelungenes Fest. Herzlichen Dank an alle!
Klangvielfalt
Heute Morgen im Übergang vom Schlaf zum Wach-sein kam mir das Wort „Klangvielfalt“ in den Sinn. Wir durften auf unserem Sommerfest nicht nur Klänge hören, sondern auch Klänge gestalten und erschaffen. Ein jeder von uns tat es auf seine Weise, natürlich sich einbindend und auch tatsächlich aufeinander hörend. Ein gemeinsames Tun.
Die von uns geschaffenen Klänge sind in ihrer Vielfalt schon kaum erfahrbar und erspürbar, denn jede Bewegung einer Hand, eines Fußes, der einfach nur mit wippt und ein Kopf, der im Rhythmus schaukelt, ist bereits Bestandteil des Klangteppichs, den wir gewoben haben.
Klangvielfalt – wo noch?
Und neben diesen ganzen Klängen hörbar in einem Außen, sind noch die anderen Klänge in ihrer Vielfalt dabei. Das Klopfen unserer Herzen. Das Rauschen des Blutes durch unsere Gefäße. Die kleinen Energiezentralen unserer Zellen, die in ihrem Takt für Nahrungszufuhr und Abfuhr von Energie sorgen. Laute, die wir nicht gewohnt sind zu hören, die jedoch da sind. Es gibt keinen Fluss ohne Laut. Es gibt keine Bewegung ohne Geräusch. Es gibt kein Tun ohne einen Ton.
Die Töne sind so vielgestaltig, dass wir nicht nur in der Lage sind, sie nicht zu hören, sondern wir können uns nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie viele Töne allein unsere Innenwelten erschaffen.
Menschen, die sich mit Musik beschäftigen, wissen, dass jeder Mensch einen eigenen Ton hat, auch eine Gemeinschaft von Menschen hat einen gemeinsamen Ton. Wir achten nicht auf die Töne, denn unsere Gesellschaft ist eine visuelle Gesellschaft. Den Ton hören können, gehört wie der Geruchssinn zu unseren ältesten Fähigkeiten. Im Laufe der Evolution der Menschheit verloren wir diese Fähigkeit des feinen Hörens. Es ist nicht mehr notwendig für unser Überleben zu wissen, ob dort ein Raubtier lauert oder ob im Gebüsch ein Räuber hockt.
Der eigene Ton
Dennoch ist in jedem von uns diese Fähigkeit da. Wir können sie hervorheben, zulassen und zu Worte kommen lassen. Dies geschieht, wie ihr alle wisst, gerade auch beim Zazen!
Gerade in einem Sesshin, wenn wir lange sitzen und uns oft fragen, warum tun wir das eigentlich, was machen wir eigentlich hier, wir könnten doch jetzt gemütlich auf unserer Couch sitzen und einen Kaffee trinken, gerade in derartigen Momenten, in denen wir einfach still sitzen, bewegungslos, genau in dem Moment, hören wir unser Herz schlagen, hören wir vielleicht wie das Blut durch unsere Adern rauscht, hören wir ein Wort oder Satz in uns hoch steigen, der dann plötzlich an der Wand vor uns steht und wir wissen gar nicht aus welchen Tiefen er emporstieg.
Die stillen bewegungslosen Pausen
Gerade in diesen stillen, bewegungslosen, ruhigen Pausen des Lebens, können wir wieder lernen, diese stumme Stimme zu hören, die spricht ohne zu sprechen. Die mit uns in einer Sprache redet, die wir noch nicht kennen, eine Fremdsprache. Gerade in diesen Augenblicken können wir zu diesem fremden Ort, der tönt, ja sagen, können uns mit ihm vereinen und genau die Stimme sein, die wir wirklich sind.
Daher herzlichen Dank für dieses wunderbare Sommerfest gestern, an dem wir alle gemeinsam einen Ton haben erklingen lassen, der die Vielfalt küsst und sein lässt, was sie ist.
Der Klang des ganzen Universums – genau hier!
Lasst uns weiter Zazen üben und den Klang des Universums erfahrbar machen für uns alle, denn diese Stimme ist die Weisheit selbst.
Empfindet die Freude des laut ausgesprochenen JA´s von gestern in jedem Augenblick und somit auch für, mit und durch Zazen. Eine Kraftreserve, die unschätzbar groß ist. Eine Klangvielfalt eben!
Herzliche Grüße
Gassho Ellen Daoren
Ja – so soll es ein! 🌞
In Gassho
Marco 🙏