SonntagsBlog „Die Seele häuten“, 26. November 2023
Liebe ZenhoflerInnen,
als die Erzählerin Peggy Hoffmann hier bei uns zu Zen-Intensiv mit ihren Geschichten war, fielen die beiden Wörter „Seele häuten“ in mich hinein. Irgendwie begleiten sie mich seitdem.
Am kommenden Samstagabend beginnt unser jährliches Rohatsu-Sesshin, eine Erinnerung an die vollständige Erfahrung von Buddha unterm Bodhibaum. Es ist so ein ähnliches Fest wie die Osterwoche im Christentum, in der daran gedacht wird, dass Jesus starb und auferstand. Buddha starb etwas anders als Jesus, aber auch er legte das Seine weg, setzte sich den Wirren und Verlockungen aus, meisterte sie und erlangte Auf-er-steh-ung von den Toten.
Überall auf der Welt wird in Zen-Einrichtungen wird während des Rohatsu-Sesshin meditiert, egal ob China, Japan, Amerika, Australien, Europa, Afrika. Keine Zeitspanne ohne Meditation! Ein besonderes Gefühl im Rohatsu-Sesshin, dass uns allen hilft, hindurchzugehen.
Was hat dies mit Seele häuten zu tun? Genau das passiert im Sesshin. Während wir viel mehr sitzen als gewöhnlich, Oryoki zu uns nehmen, schweigend den Tag verbringen und nur das Nötigste geredet wird, häutet sich ganz langsam die Seele. Sie wird freigelegt, öffnet sich. Sie häutet sich und dabei entsteht das Aufdecken von Wunden, Alten und Neuen, Geheilten und Ungeheilten, Verborgenen und Sichtbaren und …
Dennoch sind es Wunden. Doch das Schönste an Wunden ist, das wir zusehen können wie sie heilen und genau das passiert in einem Sesshin. Es ist eine geschenkte Zeit der Selbst-Heilung, Selbst-Offenbarung, der Selbst-Erkenntnis, der Selbst-Erfahrung und der Entdeckung von so viel mehr!
Ich freue mich darauf, mit Euch allen, die Ihr dabei seid, die Seele zu häuten für ein gutes Leben für uns alle.
Herzliche Eure
Ellen Daoren