Würde-das ewig Ruhende

SonntagsBlog „Würde – das ewig Ruhende in dir entdecken“, 4. Mai 2025

Liebe ZenhoflerInnen,

ein Gewittersturm beendete den gestrigen Tag. Ich hoffe, dass die Pflanzen in unseren Gärten alles gut überstanden haben. Ich musste einige Rosenäste hochbinden, die es auf den Boden geschlagen hat.

Nun scheint wieder die Sonne und der Frühling atmet neu und rein mit klarer Luft auf.

Tun wir dies auch?

Die Würde, ein altes Wort, das fast in Vergessenheit gerät im Angesicht des aus dem ökonomisch hervorgegangenen Wort Wertschätzung. Die Würde einer Pflanze. Die Würde eines Menschen. Die Würde eines Tieres. Die Würde eines Dings.

Die Würde!
DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Das Wortauskunftssystem zur deutschen Sprache in Geschichte und Gegenwart, hrsg. v. d. Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, <https://www.dwds.de/>, abgerufen am 04.05.2025.

Die Würde eines Stuhls?

Shunryu beschreibt einmal die Situation mit dem Stuhl im Esszimmer. Hebe ich ihn hoch und stelle ihn leise an den Tisch oder schiebe ich ihn einfach ran, so dass die Füße über den Boden schrappen und laute Geräusche machen? Auf welche Weise drücke ich mehr Würde gegenüber dem Stuhl aus?

Es gibt in unserem Alltag abertausende von Situationen, die ähnlich sind. Werfen wir die Bettdecke morgens einfach achtlos zurück, springen aus dem Bett und das war´s? Oder schlagen wir sie etwas auf und legen sie sorgsam zurück, so dass das Bett lüften kann? Nehmen wir die Würde dieser Bettdecke und des Bettes wahr?

Oder wie sieht es mit dem Geschirr in der Küche aus. Lassen wir es benutzt stehen oder reinigen wir es nach Benutzung und führen es wieder seinem Ort zu, wo es hingehört? Wie gehen wir mit der Würde dieser Dinge um? Nehmen wir sie als würdevoll Objekte wahr?

Sind dies nicht alles Dinge, die eine Art von Ansehen, einen Verdienst leisten und damit ruhig geehrt werden dürfen?

Die Dinge ehrwürdig behandeln?

Die Dinge ehrwüdig behandeln?

Wenn wir an diesen Dingen die Würde üben, könnten wir die Würde gegenüber dem lebendigen Leben, wie es sich in der Gestalt von Menschen, Tieren, Pflanzen zeigt, vielleicht viel mehr würdigen in ihrem Sein?

Was hat das alles mit der Meditation Zazen zu tun und mit uns selbst und unserer Würde zu uns selbst und den uns Umgebenden?

Zazen würdigt jeden Atemzug. Jedes Einatmen. Jedes Ausatmen. Jeden Gedanken. Jedes Gefühl. Jeden Schmerz. Jede Begegnung. Zazen lehrt uns die Würde für alles sehen zu lernen. Zazen zeigt uns immer wieder neu, dass wir anfangen können, diese Würde für alles zu erfahren, zu erkennen und zu begreifen.

Würdigen heißt nicht, sich etwas überstülpen zu lassen. Würdigen heißt, eine achtsame geistige Haltung einzunehmen und einen aufmerksamen Raum zu öffnen. Den Alltag mit all seinen auftauchenden Ereignissen wirklich sehen. Dann kann ich diese Situation auch würdigen, achten, bemerken, so-sein-lassen.

Zazen üben, heißt sich selbst und das Andere würdigen!

Die Würde der Zazen-Praxis

Wir können mit Zazen üben, die Würde für den Hass in uns, die Würde für die Liebe in uns, die Würde für das Leben zu erforschen. Oft lehnen wir den Schmerz, den Hass, die Wut, den Ärger, das Verwundbare ab, würdigen nicht sein Dasein und so erscheint genau dieses immer wieder vor unserem inneren Auge. Doch würdigen wir auch dieses Sein, so beginnt es sich langsam umzuwandeln. Zu wandeln in die Würde des einen Augenblicks, der jetzt, genau jetzt ist.

Und so seltsam es scheint, damit wächst eine Würde in uns selbst, die im Christentum, die Nächstenliebe genannt wird und im Buddhismus Mitgefühl heißt, deren Grundlage stets die Würde zur eigenen Liebe und zum eigenen Leben ist.

Lasst uns daher einfach weiter gemeinsam Zazen sitzen und den Augenblick unseres jetzigen Seins würdigen mit der ganzen Kraft, die uns innewohnt. Für alle!

Herzlich Eure Ellen Daoren

2 Kommentare

  1. Ich mach gerne mit! ☺️
    Danke liebe Ellen für diesen wertvollen Input. Auch beim vierten Mal lesen inspiriert mich Dein Beitrag. Selbst das Aufschlagen der Bettdecke bekommt mit der „Würde“ mehr Präsenz und es fühlt sich toll an.
    🙏🏻🙏🏻🙏🏻☺️

    Ganz herzliche Grüße,
    Andreas.

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