SonntagsBlog „Wo ist der Atem?“, 2. Februar 2025
Liebe ZenhoflerInnen,
kaum zu glauben, aber wir haben schon Februar. Der Winter geht in riesigen Schritten auf sein Ende zu und eh wir uns versehen, ist März und der Bauer spannt die Rösser an und die Frühlingsblüher strahlen in bunten Farben um die Wette.

Wo ist der Atem?
Bis dahin genießen wir die frische Winterluft und atmen kräftig und tief die klare Winterluft ein. Wo ist der Atem? Was ist Atmen? Wie atmen wir überhaupt?
Da sitzen wir Zazen und beobachten unseren Atem, zählen beim Ausatmen die Atemzüge von eins bis zehn und wissen dennoch nicht, wo der Atem ist. Unsere Gedanken im Geist halten uns noch dermaßen unter Spannung, dass wir den Atemzug zwar zählen, aber im Geist den Gedanken auf der weißen Leinwand zuschauen. Einer nach dem Anderen kommt und manchmal glauben wir es gibt gar keinen Stillstand. Einer nach dem Anderen flattert in unseren Geist und obwohl wir wissen, dass nichts davon real ist, halten wir es für real und greifen mit vollen Händen danach.

Konzentrierte Aufmerksamkeit
Doch gelingt es unsere Konzentration wirklich einmal auf diesen einen Atemzug zu lenken und wirklich beim Atem zu bleiben, ist merkwürdigerweise kein Gedanke mehr da. Dann ist es so seltsam ruhig, so still. Und das macht schon fast unruhig, weil da so garnichts ist. Das ist doch auch nicht lebendig sein, oder?

Das Forschungsobjekt
Doch nehmen wir einmal an, dieser Atemzug und der nächste Atemzug ist genau unser Forschungsobjekt. Wir greifen sozusagen zum Atem selbst. Wir bitten ihn, uns mitzunehmen auf seine Reise. Wohin? Keine Ahnung. Wie? Keine Ahnung. Womit? Keine Ahnung.
Wir bitten ihn einfach: Nimm mich bei deinem Tun mit.
Wir bleiben mit unserer gesamten Aufmerksamkeit (Körper) und Achtsamkeit (Geist) einfach bei diesem Atem. Wir setzen uns auf seine Schulter und gehen einfach mit. Wir mischen uns nicht ein, weil wir meinen, der Atem müsste ja jetzt im Bauch sein. Aber, was ist der Bauch? Ist das der Magen? Der Darm? Die Blase?

Der Atem und ich bilden eine Einheit
Wo ist der Atem jetzt? Und jetzt? Und jetzt? Wir beobachten einfach, schauen zu und zwar genau ihm und sonst niemandem. Kein Gedanke kann uns von ihm weglocken. Wir und der Atem bilden nun eine Einheit. Wir sind die ganze Welt, die genau jetzt hier sitzt und nichts Anderes tut als atmen.
Wir beobachten, achten nur auf ihn. Er ist unser Held, unsere Heldin der Meditation und er ist derjenige der uns lenkt, nicht unser gedankenverhaftete Geist lenkt uns, sondern dieser Atem, genau dieser Atemzug jetzt. Er atmet aus. Wohin atmet er aus? Wohin atmet er ein? Nehmen wir unsere Dreidimensionaliät wahr? Spüren wir den Atem in diesem Raum? Diesem Raum, der wir ja sind?
Lasst uns einmal genau hinschauen, wenn wir wieder Zazen sitzen. Lasst uns schauen, wo der Atem wirklich ist. Nehmen wir unseren Geist und folgen seinem Tun bis zum letzten Ausatmen. Wo ist das?
Schaut wirklich einmal richtig hin. Und bleibt bei diesem Punkt des vollständigen Ausatmens. Lasst euren Geist dort zur Ruhe kommen und entdeckt, euren eigenen großen leeren Raum, der genau dort beginnt.

Schaut euch zu wie schnell das Einatmen folgt und schaut dem Einatmen zu, wie er das macht, dieses Einatmen? Entdeckt seine Fähigkeit! Bleibt mit eurem Geist wirklich in genau dieser Atembewegung, geht nicht auf der Leinwand mit den Gedanken spazieren. Lasst die Gedanken im Atem versinken. Ihr seid der Boss.
Nehmt allen Mut zusammen, alle Kraft, Euer eigener Herr/Frau zu sein. Der Atem ist unser aller Freund und fordern wir ihn auf, uns zu helfen, dann tut er dies auch, denn nur gemeinsam sind wir das Leben.
Uns allen eine gute Woche.
Gassho Ellen Daoren
Hallo Ellen,
Marco hat es gestern geteilt und ich habe die ersten Zeilen gelesen und musste heulen. Aber frag mich nicht warum?! Hab ❤️ Probleme.
Lieber Enrico,
herzlichen Dank für diese Rückmeldung. Ich freue mich, wenn das Herz weint und die Seele sich angesprochen fühlt. Dann weiß, dass meine Worte doch etwas bewegen können. Herzlichen Dank.
Ellen Daoren
Danke, muss gleich wieder 🥹!