Verletzlich bleiben

Sonntags-Blog „Verletzlich bleiben“, 5. Januar 2025

Liebe ZenhoflerInnen,

das neue Jahr ist fünf Tage alt in unserem Kalender. Im chinesischen Kalender beginnt das neue Jahr in dieser Periode 2025 mit dem 29. Januar nach unserer Zeitrechnung. Nach dem chinesischen Kalender, die das Jahr in die zwölf Tierkreiszeichen setzen, ist 2025 das Jahr der Schlange. Sie steht für Weisheit, Klugheit und Charme.

Unsere Plätzchen Schatzkiste von Rosi, einer langjährigen Patientin von Manfred mit schwerster Arthrose in den Händen – ein unvorstellbares Geschenk

Weisheit, Klugheit und Charme

Weisheit, Klugheit und Charme, drei große Begriffe mit viel Auslegungsmöglichkeiten. Ich möchte mir einfach heute mit Euch die Frage stellen: Was Weisheit ist?

In dem wunderschönen Film „peaceful warrior“ wird gesagt: Weisheit ist es zu tun! Dem kann ich nur beipflichten, aber wie häufig tun wir nicht und vor allem, wann tun wir nicht?

In den festlichen Tagen spürte ich eine schwere Verletzlichkeit, die mich nachdenklich machte. Und in mir reifte eine Weisheit, die es schwer ist, zu akzeptieren, anzunehmen.

Die Weisheit des „verletzlich seins und bleibens“

Es ist die Weisheit „verletzlich zu bleiben“ und „verletzlich zu sein“. Warum? „Verletzlich sein und bleiben“ setzt voraus, dass wir unsere eigenen Maßstäbe, Erwartungen von Reaktionen, Ansichten zu unseren Vorstellungen „wie etwas zu sein hat“ sehen und unbewertet annehmen. Sie genau sind die Dinge, die andere Menschen, andere Dinge verletzen und schlussendlich uns selbst.

Ist Anderes verletzt, fühlen wir uns nicht wohl, ärgern uns vielleicht über uns selbst und machen die Verletzung noch schlimmer und größer.

Ist der Apfel verletzt durch den Wurm, der ihn befällt? Ist der Wurm verletzt durch den Apfel, weil er ihn so schwer arbeiten lässt? Was ist verletzlich sein und bleiben?

„Verletzlich zu sein und zu bleiben“ bedeutet keine Angst mehr vor dem Schwert zu haben, dass unser Herz durchbohrt, keinen Schrei der Furcht mehr auszustoßen, wenn die Beleidigung unsere tiefste Seele erschüttert.

Das bedingungslose JA der Zuneigung – Immer!

„Verletzlich sein und bleiben“ heißt, in all dem das große bedingungslose JA auszusprechen und noch mehr sich zu bemühen, weiter zu lieben. Sich dem, was uns verletzt und sich selbst verletzt hat, noch mehr zuzuneigen, zuzuwenden und zu begreifen, dass es ein Leid ist, das schreit und ungesehen zu Misstönen führt, die zu einem Missverstehen führen, dass schließlich in einer kriegerischen Auseinandersetzung mündet.

Die traurige Weide!

Das aufrichtige ehrliche „Zugeneigtsein“

Selbst in diesem „Verletzlich sein“ bleiben, bedeutet, die Angst abzubauen und die innere Wertschöpfung des „Zugeneigtsein“ aufrecht zu erhalten. Ein immer wieder sich bemühendes „Zugeneigtsein“, dass im christlichen Bereich oft mit Liebe zum Nächsten benannt wird, im buddhistischen Ausdruck, Mitgefühl heißt und doch nichts anderes bedeutet, als genau dann, wenn es am wehesten tut, standhaft die Zuneigung aufrecht zu erhalten, denn es ist die Zuneigung zu sich selbst und der Welt.

Auf meinem fünfzigsten Geburtstag waren sich Menschen zugeneigt, die sich nie vorher gesehen haben. Eine Welt steht auf!

Genau diese Absicht mit ins neue Jahr zu nehmen, ist sicherlich eine Herausforderung, aber wie meine Freundin Rita mir jetzt schrieb, vielleicht in kleinen Schritten zu meistern. Sie fand diese Zeilen in einem kleinen Büchlein in einer Bücherei.

„Ich möchte
Dich lieben, ohne Dich einzuengen;
Dich wertschätzen, ohne Dich zu bewerten;
Dich ernst nehmen, ohne Dich auf etwas festzulegen;
Zu Dir kommen, ohne mich Dir aufzudrängen;
Dich einladen, ohne Forderungen an Dich zu stellen;
Dir etwas schenken, ohne Erwartungen daran zu knüpfen;
Von Dir Abschied nehmen, ohne Wesentliches versäumt zu haben;
Dir meine Gefühle mitteilen, ohne Dich für sie verantwortlich zu machen;
Dich informieren, ohne Dich zu belehren;
Dir helfen, ohne Dich zu beleidigen;
Mich um Dich kümmern, ohne Dich ändern zu wollen;
Mich an Dir freuen, sowie Du bist.

Wenn ich von Dir das Gleiche bekommen kann,
dann können wir uns wirklich begegnen und uns gegenseitig bereichern.“

In diesem Sinne wünsche ich uns viel Freude beim Sitzen in Zazen, wo wir genau das üben, was dort steht, beginnend mit uns selbst, einem sich entwickelndem Selbst, das schließlich in der Selbstheit des Ganzen sich auflöst.

Herzlich Eure Ellen Daoren

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