SonntagsBlog „In den Blickpunkt rücken“, 22. September 2024
Liebe ZenhoflerInnen,
da bin ich wieder. Da-Heim. Die Ersten von Euch habe ich schon hier im Zenhof begrüßen dürfen und es war schön wieder in unserem kleinen Zendo gemeinsam mit Euch zu sitzen.
Im Zen-Kloster Noorder Poort in Holland waren wir im ersten Sesshin 12 Menschen, im Daily-life Sesshin ebenfalls und im Dai-Sesshin 25. Es ist einfach schön dabei zu sein, dass es Menschen gibt, denen es am Herzen liegt, sich selbst zu ergründen, um den Menschen, der sie selbst sind und somit andere Menschen besser zu begreifen. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit.
Das Gemeinsame im Zendo
Außerdem ist in so einer langen gemeinsamen Zeit noch etwas, das auftaucht. Das ist die eindeutige Erkenntnis, dass wir niemals allein etwas erreichen, begreifen oder zu Erkenntnissen gelangen können.
In der Stille schweigend beieinandersitzen, wo doch jeder scheinbar mit sich selbst verbunden ist durch den Atem, dem wir unsere ganze Aufmerksamkeit und Achtsamkeit schenken, wie ist da Gemeinschaft spürbar?
Wie jeder Raum, vor allem eindeutig an unserem eigenen Körper zu sehen ist, ist auch hier ein jeder wie ein Organ des Ganzen. Im Körper sind Leber, Galle, Darm, Magen, Milz, Lunge, Herz, Nieren nicht einzeln und auseinander zu denken und lebensfähig. Wir können nicht gesund sein, bleiben und nach Krankheit gesund werden, wenn sie nicht alle gemeinsam daran arbeiten.
Organe des Ganzen
So ist es auch beim Meditieren in einer Gemeinschaft. Wir alle sind Organe des Ganzen im Raum, der sich da auftut.
Genau in diesem Augenblick. Genau zu dieser Zeit.
Das ist der Unterschied zu einer Gruppe. Eine Gruppe hat eine begrenzte Zeit, die abläuft und danach sieht man sich vielleicht nie wieder. In einer Gemeinschaft und sei sie noch so klein, eine Partnerschaft zeigt dies ganz klar, ist das anders.
Wir leben gemeinsam genau jetzt und hier. Es ist ein gemeinsames Gestalten, Wirken und Sein im Augenblick und dies gelingt am besten, wenn wir alle in diesem Raum genau uns selbst in den Blickpunkt rücken, denn dann sind wir merkwürdigerweise allen Menschen, allen Dingen und allen Lebewesen auf der Welt am nächsten.
Mittendrin
In dem Augenblick, wo wir uns gemeinsam im Zendo auf die Matte setzen, egal wie, gelingt genau dieser Moment des Einsseins bereits. Wir sind nicht mehr getrennt voneinander, sondern schon mittendrin.
In unserem Alltag ist dies ähnlich, nur verspüren wir es nicht, denn wir geben diesem Gemeinsamen keine Gelegenheit zu sein und wir gehen wieder auseinander ohne einander auf diese einzigartige Weise des gemeinsamen Eins näher gekommen zu sein.
Eine große Erfahrung des Seins machen zu können, ist allein nicht möglich. Selbst ein Eremit in einer einsamen Hütte bedarf des Anderen. Die Hütte. Die Menschen, die diese Hütte bauten. Die Frauen, die die Erbauer geboren haben. Die Männer, die die Frauen liebten. Die Materialien, die jemand erfand und herstellte usw. Wir sind niemals allein. Mit allem stehen wir auf und mit allem verlassen wir diese Welt.
Das Besondere eines Zendo
Das ist das Besondere an einem Zendo. Die Menschen in einem Zendo erfahren sich selbst in einer berührungslosen Berührung, die tiefer ist als alles, was wir in unserem bewussten normalen Erleben erfahren können.
Für genaue diese Augenblicke bin ich sehr dankbar, denn ich weiß, dass egal wie die Meditationszeit für jeden einzelnen war, genau diese Augenblicke die ganze Welt beruhigen, sie klarer und zufriedener macht. Daher bin ich jedem einzelnen von Euch sehr sehr dankbar, dass ihr einfach mit mir sitzt.
Ich freue mich auf Euch.
Herzlich Ellen Daoren
Vielen Dank für Deine Worte,
und großen Dank auch an Dich !!!
In Gassho
Marco 🙏