Die Wurzel des Menschlichen

SonntagsBlog „Die Wurzel des Menschlichen“, 6. April 2025

Liebe ZenhoflerInnen,

Frühling, wie wir ihn selten so erlebt haben. Auch wenn die kalten Winterwinde noch ums Haus ziehen, strahlt die Sonne und lockt die Blumen, Blüten und Tiere aus ihrem Winterschlaf hervor. Ist das auch bei uns so?

Aus dem Winterschlaf erwachen

Aus dem Winterschlaf erwachen, heißt, die Erde, das Nest zurücklassen, das, was uns den ganzen Winter genährt und warmhielt. Doch die Wurzeln verlassen uns nicht. Die Blume blüht mit ihrer Wurzel. Die Wildbienen in unserem Vorgarten verlassen ihre Erdlöcher und beginnen zu sammeln. Die Tiere, die aus ihrem Winterbau treten, fressen das erst Beste, was da ist.

Wie erwachen wir aus dem „Winter-Schlaf“? Verlassen wir unser Nest und ziehen aus, um Nahrung zu suchen. Nahrung zu suchen, nicht nur da draußen, sondern, die Nahrung, die uns in unserer Geburtsstunde half diese Welt zu betreten. Die Nahrung, die uns jede Minute unseres Lebens die Kraft, die Energie, die Ausdauer schenkt, unser Leben zu gestalten, zu formen. Die Nahrung, die in unserer Todesstunde genau die ist, die uns zurückführt in unser Nest, zu unserem ursprünglichen Platz.

Ein Herz-Sutra für dieses Wesen! Zu seinem ursprünglichen Platz zurückgekehrt.

Wir haben kommendes Wochenende eine Schwitzhütten-Zeremonie in Altmörbitz bei Leipzig mit Tobias, der von den Lakota-Indianern ausgebildet wurde und wird. Eine Zeremonie, die uns in die Hütte, die Erde kriechen lässt, voller Ehrfurcht und Würde für dieses Nest, das uns erinnert an die Nahrung, die hier erwächst. Danke für diese Möglichkeit.

Bild von Tobias auf dem Schwitzhüttenplatz in Altmörbitz

Das Sesshin ist ein Nest

Und eine Woche später feiern wir Ostern mit Schweige-und Meditationstagen mit Ellen Daoren, die mit vielen Zen-Meistern gelernt hat und so wie Tobias vor allem immer wieder das Nest aufsuchte und aufsucht. Auch ein Sesshin ist ein Nest. Es umhüllt uns mit dem Plan und lässt einen Freiraum entstehen, der die Nahrung selbst ist. Eine Nahrung, die den „Winter-Schlaf“ in unserem Leben beendet und den „Wach-Traum-Schlaf“ schenkt.

Der Stamm fast noch eine Wurzel. Aufgewacht zu einer Blüte, die wiederum Nahrung bietet für das Andere. Wann sind wir Nahrung für das Andere, das Fremde?

Die Nahrung der Wurzel

Den Wach-Traum-Schlaf, der uns wach, aufgeweckt und einfach zurückführt zu der Nahrung, die wir stets und überall zu uns nehmen können. Die Nahrung der kindlichen Freude. Die Nahrung des offenen Herzens. Die Nahrung des Berührt-Seins und Werdens. Die Nahrung, die uns zurückführt, uns erinnert an die Wurzel des Menschlichen. Und diese Wurzel ist so einfach Wurzel, wie sie gleichzeitig ein unendliches Wachsen, Sein und Werden hervorbringen kann wie wir es jetzt in der Natur erleben dürfen. Herzlichen Dank für dieses Geschenk der Wurzel an uns alle.

Zazen ist eine derartige einfache Wurzel. Eine Wurzel, die euer Werden, Sein und Wachsen zu vollendeten Blüte bringen kann. Eine Wurzel, die euch zu eurer wirklichen Größe verhelfen kann. Und das einzige Ding unseres Tuns ist es, einfach dies zu tun. Und ganz nebenbei erfahren wir, dass diese Wurzel niemals für sich allein trägt und Nahrung hervorbringt. Diese Wurzel ist Nahrung für alle.

Daher freue ich mich sehr auf unser Oster-Sesshin und ihr seid alle eingeladen dabei zu sein.

In Verbindung mit der Schwitzhütte zuvor, ist dies ein Erwachen/Wach-Werden von großem Ausmaß. Für alle Wesen.

Ein friedliches Gassho

Ellen Daoren

2 Kommentare

  1. Liebe Ellen,
    Danke für die schönen Worte, die ich mir bis zur gemeinsamen Hütte gern immer wieder durchlesen werde. Was wäre ich ohne meine Wurzeln? ☺️🙏🏻

    Herzliche Grüße, Andreas.

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